paul lernt einzelne worte türkisch und irritiert somit den ersten grenzbeamten. er hat gehört, das kommt bei einheimischen gut an.
MERHABA, schiesst über seine lippen. der beamte schaut auf, schaut in den pass, schaut wieder auf und zurück in den pass. er fragt: sind sie türke? nein antwortet paul.
kontrollenlos begrüßt uns die türkei.
istanbul wir kommen.
auf dem weg dorthin fallen uns zwei sachen auf.
erstens, der lippenstift der türken ist ihre flagge. der große, weiße halbmond um den eingebetteten stern drapiert sich auf kräftigem rot und weht über land und leute.
zweitens, türken lieben grillen und bevölkern jede noch so kleine, grüne fläche. es fehlt an nichts. decken werden ausgebreitet, hängematten befestigt, klappstühle aufgestellt, teekocher eingerichtet, ganze tüten mit leckereien ausgepackt, gemüse geschnitten, fleisch angerichtet. der grillduft zieht übers land, strassenzüge füllen sich mit nebelschwarten, die bis zur autobahn reichen.
istanbul, jetzt ist es wahr. wir lernen dich kennen. du bist groß, nein rießig! unüberschaubar. minarette soweit des auge reicht. welches gehört der berühmten blauen moschee?
vom lebhaften bazar mit den alteingesessenen kebab restaurants über die quirligeren viertel mit kunst, café und design, wo katz und kater dahinbummeln, schippern wir den bosporus entlang. eine linie aus gebetshäusern, verspielten prachtbauten und cleanen wolkenkratzern. hier lebt die verbindung von burka und sommerkleid, von alt und neu, von tradition und moderne und last but not least von europa und asien.
abends wenn die sonne sich mutter erde neigt und den himmel in dramatischem rosa taucht, vereinen sich die gebetsgesänge der hagia sofia und der blauen moschee zu einer anmerkendswerten symphonie.
es wollen noch einige meilen gefahren werden, so ist es zeit für ein rundum check für unser auto.
herr emre ist der mann, der unserem auto technisch neuen glanz verleiht und sich zudem väterlich um uns kümmert. abends drückt er uns seine werkstattschlüssel in die hand. wir dürfen dusche und toilette der werkstatt nutzen. untertags lümmelt luk auf papa emres couch und wir schlürfen tee im 10 min takt. einige tage bewegen wir uns im autoviertel zwischen dicken schlitten, rostlauben, blechteilen, schmieröl und einer menge freundlicher türken.
mit luks oma im gepäck brechen wir auf und fahren durch den nagelneuen eurasia tunnel. hier erblicken wir das licht asiens.
entlang der türkischen ägäis bis antalya treffen wir auf wunderbare einsame plätze wie das altin camp. durch den großflächigen reiseboykott scheint alles wie leergefegt.
anders der hang von pamukkale: wo paul geschichtlich in die ruinen von hierapolis eintaucht, stürzen wir uns in die berühmten kalkterrassenbecken. wir maskieren und wandeln uns zu weißen gespenstern. in diesem unesco weltkulturerbe herrscht halligalli.
im süden erreichen wir das sundance camp. ein natürliches weitläufiges areal umrahmt die idyllische badebucht. wie es der zufall so will, findet in wenigen tagen das j-fest statt. ein entspanntes internationales festival für akrobatik und performance.
die gala im yoga tempel bietet hulahupp im kopfstand, tanz verschmilzt mit dem feuer, seifenblasen schweben über der jonglasche, clownerie kitzelt die lachmuskeln. tage des frohsinns und der vielfältigkeit.
nach so viel meer bewegen wir uns gegen norden, in die region von kappadokien. hier verwandelt sich die türkei in ein märchenland, wenn hunderte heißluftballons mit sonnenaufgang dem blassrötlichen tuffgestein schwerelos emporsteigen, spürt man all die leichtigkeit und verschmilzt mit seiner umgebung.
ebenso der moment, in dem man durch eine surreale kilometerlange felsschlucht steigt. ein wahrhaftiges naturreich mit 600 höhlenhäusern alter priester.
nicht nur die ägäis, auch das schwarze, ungebändigte meer mit deinen dunklen sandperlen legst du uns zu füssen. wir spüren die letzten sonnenstrahlen und erleben einen grauen wilden teuflischen wolkentanz.
dicke tropfen ergießen sich bergauf über die teeplantagen und am ende des weges kämpft die düstere burg mit dem dicht verwobenem nebelschleier.
der herbst ist da.
ein bekanntes urlaubsland, eine ungewusste vielfalt, mit abstand eines der facettenreichsten länder, auf das wir getroffen sind.