KASACHSTAN

sommer + herbst 2o18
sommer 2o19

OHNE WORTE

ist kasachstan der herzige protz unter den stan staaten mit seinem oberhäuptling nursultan nazerbayev, der vor kurzem im großvateralter abgetreten und noch keck die hauptstadt astana in nur-sultan umbenannt hat. möge er auf keinen fall in vergessenheit geraten, dachte er sich, gibt es doch viele, denen das gerade recht käme.
wir erreichen das südlich gelegene almaty. alice im wunderland lässt grüßen. brillierende geländewägen verteilt wie spielzeugsteine in der stadt, dazu die herausgeputzten besitzerinnen und besitzer. glitzernde shoppingmalls, mehrspurige, spiegelglatte strassen und hochbäumige, schattenspendende parkanlagen laden zum verweilen, zum schachspielen,  zum austoben und radfahren ein. hipstereske latte macchiato-hochburgen, in denen die homogene jugend eifrig in die smartphonetasten haut und den selfie alarm in alle himmelrichtungen ausruft.
als gegenstück stellt der eindrucksvolle, gutsortierte, wuselige green bazaar das traditionelle auf den sockel des alltäglichen daseins. ob mega stores, bazar oder techno dom, es steht alles im zeichen des bedarfs, des konsums und der wachsenden wirtschaft.
so fröhnen wir dieser verrückten szenerie und sind dusslig berauscht.
aber wir erden uns an einem liebgewonnenen platz, das european backpackers hostel. an diesem ort öffnet ein asiatisch-europäisches, weltgewandtes paar ihre türen zu ihrem zauberhause mit einem wunderbaren garten eden, der liebevoll vom papa umsorgt wird. also kein hostel im gewöhnlichen format, mehr ein großes zusammentreffen mit wechselnden protagonisten der welt. finden sich hier allerhand interessante geschichten verschiedenster biografien und reiseanekdoten. der melting pot almatys.
die tosenden großstadtlebenslungen sind voll, schreit der geist nach dem feuerwerk der natur. lässt auch alice im wunderland hier nicht auf sich warten. schmeisst es einen labyrinthartigen sharyn canyon mit marmoriert beige-rötlichem gestein ins land, welcher zum staunen ist.
weiter bergauf bergab, kurz vor ende des horizonts, brechen aus den schößen der berge unfassbar schöne seen hervor und nicht genug von alledem, blitzen knallrosane salzprinzessinnenseen über das weite ödland.
kurz bevor mutter erde sich von all der schönheit schlafen legt, schießt sie nochmal orange und pink in die sphäre und dramatisiert den unendlich himmel des landes. solche sonnenuntergänge gibt es nur in kasachstan.
nach soviel pracht kommt das wirkliche abenteuer und so rattern wir von süd nach nord die steppe entlang. tausende kilometer unbunter boden, bedeckt mit wasserlosen halmen, die beim darüberlaufen in zwei hälften knacken. kein see, kein fluss, kein wind. was bleibt ist die schnurgerade linie zwischen boden und himmel mit ihren dahinbrechenden schwerlastern und einigen wilden autofahrern, die jedes fundament zur rennstrecke erklären.
gemeine buckelpisten im wechsel mit großgelöcherten asphaltabschnitten und wellblechförmigen erdböden bringen die autofeder vorne und am nächsten tag die blattfeder hinten zu fall. gebrochen im nichts des landes.
warten in pawlodar schon die vehikel heros um alles verlässlich unter dach und fach zu bringen.
wer hätts gedacht, die stadt ist hübsch, dass es kracht. unsere füsse graben wir in den stadtstrand, die körper kühlen wir im fluss irtyisch, beißt an der angel bereits unser erster großer fisch an. da ist die freude groß.
flanieren wir entlang der alten, dekorierten holzhäuschen, die im wechsel mit farbigen betonriesen stehen und an jeder ecke blitzt ein bunter spielplatz hervor.
Kasachstan, dich nimmt man mit humor, sonst steht der klan vor der tür.

köstlich amüsant bist du.