MONGOLEI

18/o7/2o19
2o/o8/2o19

MÜCKE MATSCH UND MAUS

Mit der Brille der Weitläufigkeit schauen wir in eine endlose geschwungene Hügellandschaft. Bauschige Wolken hocken im Blau des Himmels und bewegen sich sachte fort.
Yaks schleichen an uns vorbei mit ihren dicken Zottelfellen. Während die konkaven Hörner nach Norden blicken, hängt der längliche Kopf eine Etage tiefer. In unseren Augen ein interessantes aber unförmiges Tier.
Ab und an stechen weisse Rotunden mit spitzem Dach und langem Ofenrohr aus dem Boden, die weltberühmten mongolischen Jurten. 
Vor dem Eingang meist ein angeleintes Pferd und ein elegantes, leichtes Motorrad. 
Mit diesem braust sich der Mongole im zickzack durch den wilde Osten und hält sein Herdentier zusammen.  
Auch kleine Mädchen und Jungs zeigen gekonnt ihre Fahrmanöver, auf dem rollenden Gefährt, als hätten sie nie etwas anders getan.

Olgii
Einsame Schotterwege schütteln uns mit klappernden Geschirr auf die Stadt Olgii zu.
Bei der Verteilung des Charmes wurde Olgii eindeutig vergessen. Es ist hässlich. So erledigen was zu erledigen ist und ziehen weiter die Südroute entlang.
Das Land verbindet eine Nordroute und eine Südroute. 4×4 fährt Nord alles andere Süd. Entlang der Wüste Gobi. 

Bühne frei
Tagelang reist man durch das pure Wesen der Erde. Gewaltige Weiten die sich in ihrer Jungfräulichkeit zeigen. 
Unbemalt von Strassenstrukturen, Häuserzügen und Menschenansammlungen.
Steht man autark mit seinem Bus in diesem Bühnenbild, ist man ergriffen das so etwas überhaupt echt sein kann. Der Naturfilm macht einen zum Hauptdarsteller. 
Lediglich die Mücken nehmen eine ungebetenen Rolle ein. Bühne frei, setzen sie zum Angriff an. Sie beißen in jede freie Hautpartie. Sie sind groß und schnell, hungrig und aggressiv. 
Von nun an entscheidet der fliegende Kleinkrieger über die Wahl unserer Schlafplätze und die Zeiten des draußen seins.

Bajanchongor Wasser 
Als wir durch die Stadt Bajanchongor fahren sehen wir Leute am Tuin Fluss baden. Sie relaxen und campen dort. Wir wollen auch ans Wasser. 
Bäche, Flüsse oder Seen gehören eher zur Rarität im Land und für uns ist Wasser Lebensqualität.
Erholsame Tage verstreichen ohne blutsaugende Biester. 
Täglich ziehen die Pferde und Yaks an uns vorbei. 
Familien kommen und gehen. Die Mongolen sind von sehr zurückhaltender Natur, anders als die Kasachen oder die Kirgisen. Doch ihre Sprache ist inbrünstig, rauchig und von harten Wesen. Noch heute lachen wir Tränen wenn Paul für uns mongolisch imitiert.
Abends wenn Luk schlafen geht, öffnen wir die Tür und schauen auf die kleine Skyline auf der anderen Seite des Baches. Bunte Lichter flackern und vor uns plätschert das fließende Wasser sein Schlaflied.

Prächtige Feste
Tags darauf sind wir auf dem Weg ins Duschhaus, doch es ist geschlossen.
Stattdessen findet in der Stadt ein Fest statt.
Die Einwohner stolzieren in ihrem mongolischen Gewand, dem Deel, zum Spektakel. 
Es ist ein weiter bodenlanger Mantel in kräftiger Farbe der seitlich mit einem Knopf geschlossen wird. Ein enger Gürtel bringt den Stoff in Form. Der geschwungene Stehkragen ziert die runden lieblichen Gesichter der Einheimischen. Geschwungene mandelförmige Augen liegen auf ihrem weichauslaufenden Nasenrücken. Ihre Haut ist fein wie ein Pfirsich und ihre kindlichen Backen sind von der Sonne gegerbt. 
Sieht man in ihre Gesichter, ist es der Blick in ein Gemälde.
Thront die spitze Kappe wie eine Blume auf dem Kopf. 
Es ist mit die eindrucksvollste und schönste Tracht die wir auf unserer Reise erblickt haben.
Die Frauen und Männer zeigen ihre Talente im Bogenschiessen. Konzentriert und präzise fliegt der Pfeil ins Ziel.
Auf der Tribüne ringen wuchtige, leichtbekleidete Männer in Lederstiefeln um Sieg und Anerkennung. 
Mit dem Pferdereiten gehören die drei Disziplinen zu den alteingesessenen Kampfsportarten. 
Für die Kinder glänzend am Weg kleine Fahrgeschäfte und allerlei Chinakram.

Obo 
Nach einer Weile reissen wir uns los und rollen auf die neu gebaute Strasse in Richtung Hauptstadt. Es sind noch 700 Kilometer. 
Immer wieder sehen wir skulpturenartige Erscheinungen in der Landschaft aufblitzen. Es handelt sich um den schamanischen Obo. Es sind kultische mächtige Steinhaufen umwickelt mit flatternden blauenTüchern.
Die dreimalige Umrundung dieses Objekts bringt Glück auf Reisewegen. Welch eindrücklicher Brauch der Nomaden. Wir tun es ihnen gleich, denn Glück ist immer gut.

Mäuschens Zwiebel
Später stoßen wir auf eine wilde Gesteinsregion. Massive Brocken zieren rasterlos den begrasten Boden.
Unzählige Rennmäuse huschen in eiligen Schritten von Loch zu Loch, ihr Anblick verleiht der Aussicht Bewegung.
Plötzlich weht ein zwiebliger Geruch durch die untergehende Sonne. Doch weit und breit keiner der kocht. Ha, der ganze Boden übersäht mit mongolischem Steppenlauch. Kleine feine Halme mit hellen feinen Blüten. Luk gräbt unaufhaltsam und mit viel Freude die Büschel aus. Morgen zaubern wir dem Frühstücksei Würze auf den Gaumen. 
Für uns ein Highlight, denn die Mongolei glänzt nicht mit einer facettenreichen Auswahl an Obst, Gemüse oder Kräutern.
Ihr Volk gehört zu den wirklichen Fleischessern und hält seine Gesundheit mit Milchprodukten in Schuss.

Die Hauptstadt
Ulan Batur ist das absolute Kontrastprogramm zu dem was man ländlich erlebt. Hier lebt knapp die Hälfte der Einwohner. 
Die Stadt ist ein wahrer Kosmopolit mit irrsinnigem Potenzial. Jung, aufstrebend und modern ohne tradierte Werte zu verlieren. Aber auch verkehrswütig und dampfend füllt sich das Strassenbild mit all seinen fahrenden Hybrid Prius, auf die auch im Winter verlass ist.
Wir streifen durch die Stadt, besuchen ein ganz wunderbares Museum für moderne Kunst und freuen uns die leckeren koreanischen Restaurants.
Hier ist auch das Paradies des Kaschmirs. Weltweit einer der größten Produzenten für diese Weichware. Eine einmalige Chance unsere Säcke für die kommenden Winter zu füllen.
Lustigerweise treffen wir in Zentrum auf sehr viele andere Camper. 
Einige planen Weiterreisen nach China oder Russland. Andere lassen ihre Wägen reparieren von diesen halsbrecherischen Strassen. Dritte wollen, wie wir, nach einer Aufenthaltsverlängerung fragen. Wir bekommen sie leider nicht und somit ist der Monat in der Mongolei bald vorbei.
Auf geht es nach Norden, noch ein wenig einsame Natur schnuppern. 

Die schnelle Fahrt
Es ist verrückt aber durch die Mongolei zu reisen glich mehr wie ein Rennen mit der Zeit. Diese endlosen Strecken zu hinterlegen ohne zu wissen wie weit man kommt auf Grund der abenteuerlichen  Bodenbeschaffenheit. Stets mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass unser Bus nicht in seine eigenen Einzelteile zerfällt.
Bei der Landesgröße von fast fünfmal Deutschland würde der Abschleppdienst vielleicht erst nächste Woche kommen. 

Du drehst dich einmal im Kreis und die Aussicht ist pur und rahmenlos. 
Weite schreibt die Freiheit. Ruhe tritt ein und die Luft ist rein. 
Erfüllung macht sich breit bis Glück aus deinen Augen weint.
Das ist die Mongolei.