morgens klopft es am bus. ein mann steht vor der tür. er spricht kein englisch, wir kein georgisch. ahh, schlafen an dieser tankstelle ist kostenpflichtig.
dann verschwindet der namenlose und steht wenige minuten später wieder vor dem auto, mit einem kännchen georgischen kaffee. zwei tassen zieht er aus dem ärmel.
wir machen ihm espresso. so schmeckt kulturaustausch.
die räder rollen nach batumi, soweit das auge reicht ostschick. alles ist so unglaublich. unsere augen rotieren. stadtvillen reihen sich neben runtergerissenen plattenbauten. ausgeflippte und aberwitzige architektur rangt in den himmel. abends poppen tausende bunte led-lichter an den gebäuden auf und wechseln rhythmisch die farben. der bunte tanz verleiht der stadt einen besonderen flair.
das verschmelzen von sowjetischer und europäischer baukunst gepaart mit gemütlicher urbanität am schwarzem meer gefällt uns.
nicht einmal das jähzornige unwetter tut da abbruch. es peitscht tagelang durch die strassen, tosende wassermassen kommen von oben und lassen regenrinnen übersprudeln. die natur kämpft, die stadt ist bewegungslos. gestern spazierte man noch an der promenade, heute schmeissen die energiegeladenen wellen ganze baumstämme samt wurzeln, plastik und anderem gerümpel an land.
vom hochhausfenster beobachten wir die situation.
am tag danach beruhigt sich des wetter, die bewohner wandern meditativ zum ort des geschehens, füllen behutsam ihre tüten mit neuen dingen, holz wird verladen und bagger schaufeln die kanäle frei. die situation scheint vertraut, der ablauf einstudiert.
wieder verfolgen wir neugierig die situation.
tags später will es paul wissen, ein letztes mal badet er im schwarzen meer. es ist bitterkalt. die saison ist zu ende.
unweit der stadt, direkt am schwarzen meer, übermannt uns die schönheit, aber vorallem die vielfältigkeit des botanischen gartens. paradiesisch! tropische palmen neben dichten urwäldern, bunte blumen, saftige apfelbäume und wildwachsende flora. entlang der steilküste verlieren wir uns im satten grün und uns durchströmt die frische luft.
szenenwechsel poti, über holprige strassen finden wir einen schlafplatz direkt am fusse eines rot-weiß gestreiften leuchtturms. eine wenig berauschende, eher trostlose stadt, dieses poti. grau in grau knotzt sie neben dem meer, wo das muffige wasser vor sich hin schwappt. doch morgens, als der leuchtturmwärter uns stolz bis an die spitze führt, zeigt sich die stadt in ihrem bezauberndsten sonntagskleid und die aussicht tanzt wie eine prima ballerina um sie herum.
anders kutaissi, eine lebendige stadt. zuckerbäckereien und einfallsreiche cafehäuser, schattige parkanlagen und diverse sehenswürdigkeiten laden zum verweilen ein. gemütlich gondelt die seilbahn aus kommunistischer zeit rauf und runter und bietet den besten blick über die 1000 jahre alte bagrati kathedrale. ein meisterstück georgischer mittelalterlicher architektur.
und liebes georgien, hast du uns mit batumi nicht schon genug staunen lassen, weist du uns den weg nach tsaltkubo. ein mysteriöses paradies, ein großer park umsäumt von 20 sanatorienkomplexen, im stil der neoklassik. plötzlich verlassen mit dem zusammenbruch der sowjetunion.
damals errichtet für die erholung und rehabilitation der volkstreuen, dienen viele seit über 20 jahren als unterkunft für die geflüchteten menschen abachasiens.
eine handvoll der sanatorien sind noch in betrieb. das berühmteste, haus nr. 6, ziert stalin in heldenpose, mittig einem fresko über dem eingang.
wir durchstreifen die ehemaligen paläste euphorisch, der efeu rangt zu boden, schimmel marmoriert die wände, verlassene becken, staublocken wirbeln über dem knarzenden holzparkett, stilvolle geblümte tapetenfetzen erinnern an die glorreichen zeiten.
unsere köpfe sind gefüllt mit phantasien darüber, wie sich die gäste in diesem kurort erholt haben, wer die menschen waren und wie alles ausgesehen haben muss, und mit diesen fragen laufen wir einem netten mann in die arme. der familienvater lädt uns ein und führt uns herum. er wohnt in einem der besagten häuser und ist abachasier.
seine familie erzählt eine schwere geschichte, vom velassen der heimat und nie akzeptiert werden an einem neuen ort, die sie aber nicht unterkriegen lässt. umarmt von herzlicher gastfreundschaft verbringen wir einige stunden mit ihnen. zur verabschiedung spielt die tochter in den schönsten tönen ihre geige und der großvater läuft mit einem zufriedenen lächeln durch seinen garten.
bevor wir einige wochen später endlich unsere pässe samt visa und cpd (carnet de passage) erhalten, verbringen wir herbstliche tage in tiblisi. wir wärmen uns in den traditionellen heissen sulfur bädern, erkunden die stadt und streifen durch die strassen.
wir hatten nicht den blassesten schimmer oder die leiseste ahnung wo und wie dieses georgien ist. es ist der hammer.