man sieht sie überall, ob niva, limousine oder kombi. von weiß bis schwarz. gut erhaltene, schlecht erhaltene. sie brettern einfach über das, was man hier strasse nennen darf. von asphalt-fleckenteppich bis erdige schlaglochpiste ist alles dabei. abenteuerlich und authentisch!
nachts heisst uns armenien herzlich willkommen. es ist dunkel, wir kennen uns nicht aus und irren auf der suche nach einem schlafplatz in einer gartensiedlung herum. ein älterer einheimischer herr winkt uns in seinen schrebergarten. hier ist ein guter platz. jetzt geht er nach hause. nachdem er sich verabschiedet hat, kommt er erneut zurück. luk bekommt noch eine banane.
wir stehen neben einem himbeerfeld, wie wir am folgenden morgen sehen. die beeren sind reif und verschwinden von opas garten direkt in den mund. zum dank legen wir eine tafel schokolade ans schreberhäusschen und ziehen weiter.
wenn man durchs land streift, scheint es still zu stehen. unser westliches auge ist berauscht. berauscht von der bergigen natur, der brachliegenden industrie, den oldtimern auf der strasse, den kühen am wegesrand oder der aufgegebenen seilbahn mit ihrer stehenden gondel am blauen himmel. da hängt sie nun wie in einer kulisse.
unser erster halt ist dilijan, eine stadt, oder ist es ein dorf? beige in beige, fast bewegungslos, aber friedvoll.
junge polizisten flanieren mit sowjetischen pelzmützen namens uschankas und in camouflage uniform umher.
ist man in einem film?
wir spazieren durch einen verlassenen erlebnispark aus glorreichen zeiten, die bäume haben die blätter verloren. das laub bedeckt den boden und häuft sich.
es ist alles echt, keine film szenerie, wir hören es rascheln. luk springt und erfreut sich am laub.
eine gemütliche bäuerin treibt ihre wohlgenährten, dadurch behäbigen, gefleckten kühe über den gebrochenen asphalt weiter über die wiese und durch die in die jahre gekommenen, biederen plattenbauten.
zwei ältere herren, sie scheinen freunde zu sein, laufen vertraut nebeneinander her. mit leeren kanistern sind sie auf dem weg zur quelle.
am nächsten tag erreichen wir die blaue perle des landes, den sewansee. wasser soweit das auge reicht. teils schneebedeckte gebirgsketten umschließen ihn. die saison ist lange vorbei. es ist still.
2000m über dem meeresspiegel, wir sind hoch oben. am abend wärmt uns das lagerfeuer. die glühenden rötlichen hölzer und pinienzapfen bilden inspirierende, in sich kringelnde muster. kleine schnecken glühen im warmen rot.
oberhalb des sees besuchen wir das kloster sewanawank. geblieben sind zwei unscheinbare, schieferfarbene kirchengebäude, die innen mit farbenfrohen wandbildern überraschen.
armenien machte als erstes land der welt das christentum zur staatsreligion.
wie ist jerewan?
du bist unaufdringlich, zeigst dich in den farben rosé, beige und anthrazit.
mit circa einer millionen menschen die dich bewohnen, machst du einen unaufdringlichen und ziemlich gelassenen eindruck auf uns. deine wärme ist zu spüren.
historisch und architektonisch hast du viel erlebt, das sieht man dir an.
du zählst zu den ältesten städten der welt, kommst aber ganz keck daher.
dir zu füssen liegt der mächtige und wunderschöne berg ararat, der einst zu deinem land gehörte und den du seither schmerzlich vermisst. die landkarte spricht anderes, aber im herzen ist er dein. überall ist er zu entdecken, sei es in dem wappen vor dem regierungssitz, auf zigarettenverpackungen oder auf cognacflaschen, er ist allgegenwertig.
armenien,
wir kennen dich nun seit zehn tagen und lernen soviel über dich. wir wissen mehr als am anfang und doch so wenig. deine geschichte erzählt so vieles, dass sie nicht in wenige worte zu fassen ist.