___von paul
Wir sind jetzt seit knapp drei Jahren mit unserem Bus unterwegs. Zeit um einmal zu resümieren wie oft unserem treuen Begleiter auf dem Weg von Deutschland über Indien in die Mongolei und zurück in den Kaukasus kurzfristig die Puste ausgegangen ist.
Ein guter Reisefreund hat es treffend festgestellt, es ist uns doch fast gelungen in jedem Land eine Werkstatt von innen zu sehen. Gar nicht so übel diese Eindrücke, wie Mann oder Frau vielleicht denken mag. Wir lernen fürs Leben und nehmen es gelassen.
Wir sind seit gut zwei Monaten unterwegs, inzwischen in albanien und noch recht unerfahren was den Umgang mit Problemen am Auto betrifft. Seit ein paar Tagen springt unser guter Bus immer erst nach mehreren Versuchen an. Der Anlasser läuft, bringt das Auto zum ruckeln und stellt aber keine Verbindung zum Motor her.
Ich werde langsam nervös, dass er uns irgendwo in der Pampa gar nicht mehr anspringt. Ich lasse mir eine Empfehlung für eine Werkstatt von unserem Campingplatzbetreiber geben und mache mich nach mehreren erfolglosen Startverssuchen auf den Weg.
Bei der Werkstatt angekommen springt der Wagen natürlich bei jedem Vorführversuch reibungslos an. Ich muss das Problem als absoluter Laie in einer mir fremden Sprache beschreiben. Wir einigen uns darauf den Anlasser auszubauen und „überholen“ zulassen.
Bei der Gelegenheit lasse ich noch die Hinterräder mit den Vorderrädern tauschen, denn das Profil vorne ist nicht mehr das Beste.
Nach drei Stunden steige ich ins Auto und es springt beim ersten Versuch an. Ich fahre glücklich zurück. Am nächsten Morgen springt er wieder erst nach fünf oder sechs Versuchen an.
Kosten Anlasser 50€
Kosten Rädertausch 4€
Das eigentliche Problem lag aber nicht beim Anlasser,
sondern …. das erfahrt ihr in Episode VI
Für jedes Problem gibt es eine Lösung
Wir sind gerade im kosovo eingereist und auf dem Weg in die Hauptstadt Priština.
Kurz vor Ankunft verliert ein Reifen Luft. Ich frage herum und werden zum nächsten Vulkaniseur gelotst. Der Herr nimmt sich uns sofort an. Nagel raus, pfropfen rein, in weniger als fünf Minuten.
Ich kann meinen Augen gar nicht trauen und vertraue auch nicht wirklich auf die Langlebigkeit der Reparatur. Sie versichern mir mehrmals der Reifen sei wie neu und wir fahren weiter. In Deutschland sind solche Pfropfen nicht verbreitet und es wird schnell zum Neukauf eines Reifen geraten. Der Reifen hält bis in Indien tadellos. Dann entscheiden wir wegen Altersschwäche einen neuen Satz zu kaufen.
Kosten 5€
für jedes Problem gibt es eine Lösung
Keine direkte Panne aber Fahren konnten wir auch nicht mehr.
Wir kommen im Dunkeln an einem der größten Freistehplätze direkt am Meer in griechenland an. Wir tasten uns zwischen Pinienwälder vorwärts auf der Suche nach einem guten Standort für die nächsten Tage. Wir kommen an eine freie Fläche und entdecken im Dunkel ein Wohnmobil. Super denke ich, wenn der dorthin gekommen ist schaffen wir das auch. Ich halte direkt auf ihn zu. Als ich langsamer werde merke ich das der Untergrund weich ist, ich versuche noch Gas zu geben, aber zu spät, die Vorderreifen drehen durch und graben sich ein. Der Versuch rückwärts freizukommen schlägt fehl und führt nur dazu, dass wir uns tiefer eingraben und der Wagen aufsitzt.
Ich steige aus und gehe zu einer Gruppe Griechen die gemütlich unter Bäumen sitzen und frage ob sie uns helfen können. Heute nicht mehr, entgegnet Jorgos lachend. Ich gehe etwas pikiert zurück, weil ich nicht verstehe warum die vier Männer nicht mal kurz schieben können.
Am nächsten Morgen kommt Jorgos und sagt das wir jetzt anfangen können, er hat vier Männer dabei. Es wird über drei Stunden dauern. Zwei weitere Autos sollten sich beim Versuch uns heraus zu ziehen festfahren, aber nach viel Gegrabe, Gebuddel und Unterlegen von Stöcken und Steinen schafft es Jorgos unseren Bus wieder auf harten Untergrund zu befördern.
Wir sind glücklich und dankbar für die Hilfe so vieler Leute. Jetzt verstehe ich warum Jorgos im Dunkeln nicht mehr mit der Hilfeaktion begonnen hat.
Kosten 4 Büchsen Bier
es gibt für jedes problem eine lösung
In albanien und griechenland merken wir, dass die Straßen stellenweise zunehmend schlechter werden. Mehr Schotterpisten mit teilweise größeren Steinen insbesondere in bergigen Regionen. Auch die Schlaglöcher werden größer und vor allem tiefer.
Also dachten wir uns, ein wenig mehr Bodenfreiheit wäre nicht verkehrt. In istanbul gibt es ganze Werkstattviertel und es soll kompetente Mechaniker geben, sagt man uns. Am Morgen machen wir uns auf den Weg, bis wir unseren Mann, Herrn Emre gefunden haben. Er muss noch ein anderes Auto fertig machen. Bis dahin nehmen wir auf seiner Couch Platz und werden mit reichlich Tee versorgt.
Wenn wir schon hier sind, soll er gleich das Auto durchchecken. Für die anfallende Arbeit wird der Rest des Tages nicht mehr reichen. Bevor Herr Emre nach Hause geht, drückt er uns noch den Schlüssel für seine Werkstatt in die Hand. Er zeigt uns die Dusche. Wir sollen uns wie zuhause füllen teilt er uns mit. Ein befremdliches Gefühl zwischen all den verlassenen Werkstätten. Mit der Zeit sollten wir noch lernen, dass Werkstätten hervorragende Schlafplätze seien können.
Am nächsten Mittag können wir weiterziehen. Vorne wurden die Stoßdämpfer modifiziert, hinten haben wir eine neue Blattfeder bekommen. beides zusammen bringt uns fünf Zentimeter mehr Bodenfreiheit. Der Kühler wurde gewechselt, ein neuer Anlasser verbaut, die Handbremse wurde gereinigt und neu eingestellt.
Kosten 400 €
Es gibt für jedes Problem eine Lösung
In georgien überrascht uns das erste Mal richtig schlechtes und kaltes Wetter. In Batumi wütet tagelang ein Sturm über der Stadt. Unsere rechte Hecktür ist seit dem Kauf verzogen und hat bis hierhin aber noch nie ein Problem bereitet.
Nun fließt der Regen unaufhaltsam herein und setzt die Hälfte des Bettes unter Wasser. Zeit für eine Wohnung um alles trocknen zu können.
In Tbilisi stellen wir fest, dass ein Scharnier der verzogenen Tür langsam aber sicher herausbricht.
Der Fiat Händler würde uns am liebsten eine gebrauchte Austauschtür für 600€ andrehen. Wir einigen uns auf das Schweißen der Tür und einen neuen Dichtungsgummi. Bis wir in Indien sind dringt hier kein Wasser mehr ein. vielleicht liegt es aber auch daran. dass wir mit dem Sonnenschein fahren.
Kosten 30 €
Es gibt für jedes Problem eine Lösung
Eigentlich rostet unser Auto nicht, denn es ist vollverzinkt. An einer Stelle doch. Wir wissen nicht warum. Inzwischen können wir ins Innere schauen und wenn es stark windet, spüren wir einen kalten Luftzug. Es muss was geschehen sonst frisst sich der Rost immer weiter und in unseren vier Wänden wird es ungemütlich.
Wir finden einen Schweißer und müssen warten bis er mit einem anderen Fahrzeug fertig ist. Er bietet einen Duschservice an, der sich als erstaunlich sauber herausstellt.
In der Wartezeit fahre ich mit einem Bekannten des Schweißers, Gummiaufhängung für den Auspuff kaufen.
Das Auto springt mal wieder nicht an. Ich erzähle ihm von dem wiederkehrenden Problem mit dem Anlasser. Er schaut aufs Armaturenbrett, zeigt auf ein Lämpchen was mir zuvor und allen anderen Mechanikern noch nie aufgefallen ist. Endlich die Erklärung für unsere Startprobleme, es ist die elektronische Wegfahrsperre. Seitdem heißt es Zündung an, Zündung aus und warten bis das Lämpchen erlischt. Danach startet der Motor einwandfrei.
Die Schweißarbeit gewinnt keinen Schönheitspreis, hält aber jetzt schon fast drei Jahre.
Kosten 20€
Es gibt für jedes Problem eine Lösung
Wir sind mittlerweile im iran. Beim Gas geben macht der Motor schrille hohe Geräusche. Irgendetwas stimmt hier nicht. Wir beschließen in die nächst größerer Stadt nach Shiraz zu fahren, in der Hoffnung dort jemanden zu finden der sich an unseren Ducato heranwagt. Fiat gibt es im Iran nicht. Nach mehreren Anläufen landen wir bei der Werkstatt von Herrn Reza und Familie.
Nach kurzer Begutachtung ist klar uns wäre beinahe der Zahnriemen gerissen. Das hätte das Ende der Reise bedeuten können.
Herr Reza ist fast sauer auf uns, weil wir noch so weit mit dem Auto gefahren sind. Doch wo einen neuen Zahnriemen herbekommen? Ersatz haben wir nicht dabei. Wir haben ehrlich gesagt überhaupt keine Ersatzteile mit auf die Reise genommen, bis auf einen Ersatzspiegel.
Glücklicherweise ist Herr Reza gut vernetzt und schafft es innerhalb von vier Tagen ein originalen Zahnriemen aus Dubai zu importieren.
In der Zeit überbieten sich die Frauen aller Mechaniker in Sachen Führsorge. Mindestens dreimal am Tag Essen, Stadtrundfahrt und Sightseeing etc.
Kosten. 380€
Als Gegenleistung bekommen wir prall gefüllte Tüten mit Geschenken. Zigaretten, Süßwaren, Gewürze und selbstgemachten Wein im Wert von mindestens 50€.
Es gibt für jedes Problem eine Lösung